Nach einer zweitägigen Reise mit kaum Schlaf hieß es am ersten Tag: Ausschlafen! Jetlag-geschädigt kam unser Körper sowieso nicht allzugut mit der lokalen Uhrzeit klar, was zu Wachheit in der Nacht führte. Als Entschädigung weckten uns warme Temperaturen über 20°C mit wolkenlosem Himmel; wir sind quasi mal über Nacht vom Winter in den schönsten Sommer gefallen. Traumhaft.
Da unsere Küche neben einer Induktionsplatte mit einer Pfanne eigentlich nur aus einer Mikrowelle besteht, gaben wir uns gestern eine Portion Mikrowellen-Pommes mit Mikrowellen-Gemüse und vorgebratenen Mikrowellen-Reistaschen. Dazu gab’s Reiseproviantreste. Das geschmackliche Erlebnis wollten wir dann heute verbessern und begaben uns hinaus in unsere Hood – zum Kennenlernen und Shoppen gehen.
Eins gleich vorneweg: Hier spricht zwar so gut wie niemand Englisch. Allerdings sind die Reaktionen super zuvorkommend und auch ohne Sprache ist eine freundliche Verständigung möglich. In Deutschland ist da eher mal ein entnervtes Augenrollen als Antwort zu erwarten…
An Supermärkten gibt es hier die mit Lebensmitteln (die auch Non-Food anbieten) und die mit Non-Food-Waren (die auch Lebensmittel anbieten). Sie ähneln sehr unseren Supermärkten bis auf den Umstand, dass alles irgendwie schriller ist, visuell wie akustisch. Außerdem fanden wir eine kleine Bäckerei, in der es einfach alles frisch gebacken gibt. Miniklein und winzig, ein Quadrat mit gestapeltem Essen in der Mitte und in Regalen ringsum an der Wand. Da gibt es herzhaft Teig mit Käse überbacken, häufig mit Würstchen oder Wurstscheiben verarbeitet. Dann Pizzastücken, teilweise vegetarisch. Und süß darf natürlich nicht fehlen. Es duftet sehr lecker und für einen kleinen Snack zum Mittag oder die Kaffeeundkuchenzeit bestens geeignet.
Im Supermarkt haben wir uns dann mit frischem Obst und Gemüse eingedeckt, Tofu in zwei Varianten, 5kg Reis, die typischen Asianudeln in Großpackung und Sojasoße. Daneben haben wir noch leckeren Kaffee samt Sojamilch geholt, Joghurt, Müsli. Um euch nicht mit Einkaufslisten zu langweilen, nur noch ein kleiner Bericht zur Kochaction: Das Gemüse geschnippelt mit Tofu in der Pfanne angebraten, den Reis nebenbei – in die Mikrowelle! Ja, das geht, sogar recht gut, zumindest mit dem Reis, den wir eingekauft haben (vermutlich für Sushi, selbst Google Translate konnte es uns nicht genau sagen).
Eine wunderschöne Begegnung hatten wir in einem Elektronikshop. Obwohl: Werkstatt trifft es wohl eher. Der Laden war recht klein und überall standen und lagen elektronische Geräte und Kabel herum. Die Verkäuferin verneinte die Frage nach Englisch mit einem klaren „No.“, also versuchte ich es einfach mit Händen und Englisch in der Hoffnung auf Internationalismen. Und siehe da, »TV« und »Cable« heißt es ähnlich auf Japanisch. Sie ging also nach hinten und holte ihren Chef, ein gebückt laufender Mann von über 80 Jahren. Der fragte dann tatsächlich in radebrechendem Englisch, ob es ein »antenna cable« sein soll und ich zeigte bei einem herumstehenden Fernseher auf die HDMI-Buchse und sagte »HDMI«, was er tadellos wiederholte, nach hinten ging und mit zwei HDMI-Kabeln wieder kam. Es war herzallerliebst und so nicht zu erwarten: Die Jugend spricht kein Englisch, das Alter schon.
In der Unterkunft haben wir schnelles Internet (für die Nerds: 600 MBit Download, 62 MBit Upload), dennoch wäre fürs Kartenlesen und Übersetzen eine mobile Internetverbindung schön. Allerdings ist das in Japan gar nicht so einfach: Wir steuerten zwei Telekommunikationsshops an, bei beiden das gleiche Ergebnis. Man sprach kein Englisch, hier behalfen wir uns mit Google Translate im Offline-Modus. Sobald das Wort »Prepaid« fiel, hieß es jedoch »Gibt’s bei uns nicht.« Eine spätere Recherche im Internet hätte uns das schon vorher gezeigt. Es ist leider nicht wie in Europa, wo der nächste Handy- oder Elektronikladen die SIM-Karten hinterherwirft. Es ist schwer einen entsprechendes Shop zu finden (am besten gleich am Flughafen eindecken) oder man bestellt’s im Internet. Sobald wir uns da durchgearbeitet haben, gibt’s eine entsprechende Info.
Funfact: Getränkeautomaten mit Limo, Tee und Kaffee gibt’s hier selbst in der kleinsten Nebenstraße. Witzig dabei ist, dass der Kaffee nicht gekühlt, sondern warm ausgeworfen wird! Schmeckt trotzdem hauptsächlich nach Zucker.
Fazit des ersten Tages: Gut zurechtgekommen, die Menschen sind überaus freundlich und hilfsbereit und niemand kann Englisch.